Der Wegfall klassischer Lohn- und Vollzeitarbeitsplätze quer durch die meisten Berufe war Ausgangspunkt einer hochkarätig besetzten Tagung im Haus der Volkskultur in Oberschützen.
Mehr und mehr menschliche Arbeit wird durch Automatisierung und Digitalisierung ersetzt. Schon jetzt sind die Veränderungen absehbar – mehr prekäre Jobs, Projektarbeit, zunehmender Zeitdruck. Kein Wunder also, dass der Ausblick auf ein Ende der Lohnarbeit mitunter auch wie eine Erlösung erscheint.
Eva Lichtenberger (ehemaliges Mitglied des Europäischen Parlaments und Mitglied des Council for a Progressive Economy - Rethinking Society for the 21th Century): "Stellen wir uns eine gar nicht so ferne Zukunft vor, in der Menschen mit künstlichen Intelligenzen zusammenarbeiten müssen: Extreme Arbeitsgeschwindigkeiten, Zugriff auf eine unendlich große Datenmenge und Roboter und Systeme, die schneller programmierbar sind als ein Kind lernen kann. In dieser Welt werden lernfähige Systeme die Arbeit erledigen, die bisher Menschen ein Einkommen verschafft hat."
Nicht nur ein Einkommen - sondern für viele Menschen bedeutet die Arbeit auch Selbstwert, Sinnstiftung und gesellschaftliche Anerkennung. Sabine Jungwirth (Grüne Wirtschaft): "In der Folge wird sich unsere Haltung zu bezahlter und unbezahlter Arbeit grundlegend ändern müssen. Das herrschende Arbeitsethos kann ebenso wenig wie die Geringschätzung von Arbeitslosigkeit aufrechterhalten werden - und das stellt völlig neue Anforderungen an unser Bildungssystem."
Das Erziehungsziel der industriellen Revolution bestand vor allem in der Zurichtung des Menschen auf den Arbeitsprozess hin. Einen Sinn im Leben zu finden und die Freizeit für sich und die Gemeinschaft gut zu nutzen – darauf muss eine Schule im 21. Jahrhundert vorbereiten. Es kann also nur ein Irrweg sein, weiterhin alles ausschließlich auf eine Karte – auf die der technischen Kompetenzen – zu setzen. Veranstalterin Dagmar Tutschek (Grüne Bildungswerkstatt) abschließend: "Technisches Grundwissen ist nötig, aber keinesfalls ausreichend. Die Bildung der Zukunft muss auf die entscheidenden menschlichen Fähigkeiten, die so schnell nicht von Computern erworben werden können, fokussieren: Kreativität und Teamgeist, Kommunikation und Reflexion und die Fähigkeit, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. Wenn uns das gelingt, kann eine Utopie Realität werden: Eine Leben ohne belastende Arbeit und voll von Gelegenheiten, das eigene Potential in einer Gesellschaft zu entwickeln, für die jede und jeder nach ihren Möglichkeiten einen Beitrag leistet. Es werden die sozialen Kompetenzen sein, die wir in Schule und Universität (wieder) stärker vermitteln müssen - und die auch in Zukunft nicht völlig von Robotern und Chat-Programmen übernommen werden können!"
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Fotos: © Bernd Renner