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Feministische Stadtplanung unterwegs

Stadtspaziergang entlang der Donaufelder Straße mit Heide Studer, Susanne Staller und Ursula Berner.

Ausgangspunkt des Spaziergangs war das erste Projekt in Wien, das bewusst nach feministischen Perspektiven und Rahmenbedingungen erbaut wurde:
Die „Frauen-Werk-Stadt Wien“ (Donaufelderstr 99).

Diese Häusergruppe – tw. Gemeindebau, tw. Genossenschaft – wurde mit ihren neunen Planungsideen Grundlage für das Gendermainstreaming in der Planung des späteren STEP 25.

Es ist Eva Keil zu verdanken, dass es hier erstmals gelungen ist von der Ausschreibung bis zur Umsetzung die Frauenperspektive in der Planung ins Zentrum zu rücken: Das heißt konkret:

  • Die Häuser haben nicht zu viele Geschosse (höchstens 6), sodass auch vom obersten Stock noch mit den „Kindern“ im Hof kommuniziert werden kann.
  • Es gibt mehrere Ein- und Ausgänge (Durchwegung).
  • die Küche als integrativer Bestandteil des Wohnzimmers (Wohnküche), hier ist die Versorgungsarbeit einerseits sichtbar und andererseits, können während der Arbeit die Kinder beaufsichtigt werden.
  • Alle Wohnräume haben ein Fenster in den Hof, um die (soziale) Kontrolle der Kinder im Hof zu ermöglichen.  
  • Es gibt mehrere Spielgelegenheiten für kleinere Kinder und überdachte Spielplätze auch für ältere.
  • Ziel ist Care-Arbeit mit notwendiger Haushaltstätig gut verbinden zu können und die Lebensqualität für die Personen, die auch viel Tageszeit „zu Hause“ verbringen zu steigern.

Mehrere Architektinnen Teams haben die unterschiedlichen Häuser geplant und umgesetzt: Das städtebauliche Leitprojekt und der Masterplan von Franziska Ullmann gingen als Sieger aus dem Gutachterverfahren hervor. Insgesamt wurden 359 Wohnungen geplant, davon entstanden 179 im Auftrag der Stadt Wien (Architektinnen Franziska Ullmann und Liselotte Peretti, dieser Bauteil trägt als Wiener Gemeindebau den Namen Margarete-Schütte-Lihotzky-Hof, benannt nach Margarete Schütte-Lihotzky) und 180 Wohnungen für die Wohnbauvereinigung der Privatangestellten (Architektinnen Elsa Prochazka, Gisela Podreka). Die Freiraumgestaltung der Anlage erfolgte durch die Landschaftsplanerin Maria Auböck, die Erschließung der Wege in der Anlage konzipierte die Künstlerin Johanna Kandl.

Als 2 Station des Spaziergangs haben wir die Bombardier-Gründe (Donaufelderstr 73-79) besucht. Hier sieht man wie in den 90er Jahren noch innovativ und ungewöhnliche Planungsansätze mittlerweile in die „Standard“-Planung integriert wurden: Auch hier wird das gesamte Gebiet geplant, dh. Wohnraum mit Versorgungseinheiten, neben Geschäften in der Erdgeschoßzone entstehen hier auch die zentrale Volkshochschule von Floridsdorf. Eine „geschlechtersensible Gestaltung“ von Frei- und Grünräumen, Barrierefreiheit und andere Kriterien wurde von Anfang war Basiskriterium für das Siegerprojekt.

Die Häuser (Genossenschaft) haben jeweils öffentliche und privatere Teile – Hintergärten weisen zu den Nachbarn, jede Wohneinheit hat eine Außenfläche, es ein gemeinsam nutzbares begrüntes Dach.
Gemeinsame Räume wie zB die Waschküche sind so angelegt, dass davor ein kleiner umzäunter Spielbereich für Kleinkinder vorhanden ist, nebenan gibt’s einen Gemeinschaftsraum. Alle Wege und Wohnungen sind barrierefrei erreichbar. Neben „frauengerecht“ hat man hier beim Planen auch an ältere Menschen gedacht.

Statt einer „Schlafstadt“ legten die Planerinnen ihren Fokus auf ein gute Funktionsfähigkeit des Ortes, sodass Carearbeit, Alltag, Versorgung und Unterhaltung mit kurzen Wegen in der Nachbarschaft  möglich sind. Teile der Bombardier-Gründe sind noch im Bau, man wird erst in einigen Jahren endgültig beurteilen können, wie gut das Konzept funktioniert.

Der Stadtspaziergang fand im Rahmen des Projekts Fem*City statt, eine Reihe in Kooperation mit den Grünen Frauen Wien: Gemeinsam für eine Stadt für alle.

Fotos: © Stefanie Freynschlag