Die deutschen Sprachwissenschafter_innen Margret und Siegfried Jäger (1999) warnten schon Ende der 1990er Jahre vor der „schleichenden Restauration rechten Denkens“ und konstatierten, dass bereits ein Aufweichungsprozess des „Tabu[s] rechten Sprechens und Denkens“ in Gang gesetzt worden sei und das „alte Neue Rechte Denken“ sowohl in die Mitte als auch „bis weit in die sogenannten bürgerlichen Parteien hinein“ wirken würde. Sie machten dies nicht zuletzt an den Anknüpfungsmöglichkeiten bestimmter Diskurse der vermeintlichen gesellschaftlichen Mitte sowie den Radikalisierungsmöglichkeiten ebendieser von rechter Seite fest. Fast 20 Jahre später müssen wir feststellen, dass dieser ,Restaurationsprozess‘ seit geraumer Zeit vollzogen zu sein scheint und rechtes Vokabular längst Eingang in öffentliche mediale wie auch politische Debatten gefunden hat, es rechten Gruppierungen und Parteien gelungen ist, bestimmte Diskurse zu besetzen bzw. in ihrem Interesse umzudeuten, zahlreiche Tabus gebrochen und damit die Grenzen des Sagbaren immer weiter nach rechts verschoben wurden - um nur einige wenige Belege für diese Entwicklung zu nennen.
In einem interaktiven Workshop soll der Alltäglichkeit rechtsextremer Sprache auf den Grund gegangen werden und am Beispiel der „Identitären“ aufgezeigt werden, inwiefern durch einen modernisierten Sprachgebrauch rechtsextreme Anliegen verschleiert und als harmloser als jene der ,Alten Rechten‘ dargestellt werden. Dabei wird sich auch zeigen, dass sich die extreme Rechte durch die Übernahme ihrer Anliegen in Mainstream Medien sowie durch etablierte Parteien bestätigt fühlen und sich immer stärker auf ebensolche Medien sowie auch Politiker_innen beziehen kann um ihre eigene Propaganda zu untermauern.
Judith Goetz ist Literatur- und Politikwissenschaftlerin, Lehrbeauftragte an unterschiedlichen österreichischen Universitäten, Mitglied der sowie des .
Sie hält Weiterbildungen (als politische Bildungsarbeiterin), forscht und publiziert v.a. zu den Themenbereichen Rechtsextremismus, Gedenkpolitik und Gedenkkultur in Österreich sowie zu Antifeminismus und feministischen/ frauenpolitischen Fragestellungen. Im Herbst 2017 erscheint der von ihr mitherausgebene Sammelband "Untergangster des Abendlandes. Ideologie und Rezeption der rechtsextremen Identitären" im Verlag marta press.
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