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Wieder kein Drehen am Rad der Geschichte
Von Claudia Hössinger
Schauspieler Franz Froschauer ist vielseitig. Vor Kurzem stand er als Sänger in seinem neuen Programm „Klanglust“ mit der Pianistin Eva Brandner auf der Bühne des Linzer Musiktheaters.
Und eigentlich wollte er im Sommer den großen (Ober)Österreicher Thomas Bernhard anlässlich dessen 25. Todestages ehren. Geplant war „Der Theatermacher“. Ein Stück, das Froschauer im Vorjahr erfolgreich unter der Regie von Irmgard Lübke in Paderborn gespielt hat. Wie im Originaltext, sollte das Welttheater aufs Land kommen und bei den Festwochen Gmunden, im Schloss Wolfsegg, in Seekirchen, Frankenmarkt, Wels und Lienz aufgeführt werden.
Sollte, denn der Suhrkamp Verlag verweigerte nach einem Veto von Thomas Bernhards Halbbruder, dem Mediziner Dr. Peter Fabjan aus Gmunden, die Rechte. Fabjan in seiner Stellungnahme an Froschauer: „Ich möchte nicht, dass es über die Dörfer zieht - habe Angst es wird zu folkloristisch - Bernhard wird ja gerade in Sidney und Melburne gespielt...“ Gegenüber den SN meinte er: „Es gibt da ein grundlegendes Missverständnis. Das Stück ist nicht für die Originalschauplätze gedacht. Es ist ein Theaterstück für die Welt. Es war nett gemeint. Aber was für ein Bühnchen ist bitte Paderborn?“ (SN, 13.2.14)
Im „Theatermacher“ monologisiert der cholerische Staatsschauspieler Bruscon im Gasthaussaal in Utzbach über die Kunst und das Theater. Er, der nach eigener Aussage in Berlin den Faust und in Zürich den Mephisto gespielt hat, realisiert nun in der Provinz sein Lebenswerk „Das Rad der Geschichte“. Im Stück wird die Aufführung letztendlich durch den Brand des benachbarten Pfarrhofs verhindert.
Theater vor Ort
Theater in und mit der Region zu machen ist für Franz Froschauer ein Anliegen. Er war bei den spannenden und höchst erfolgreichen Produktionen des Hausrucktheaters in den Stücken „Hunt“, Zipf“ und „Hetz“ als einer der Hauptdarsteller zu sehen. Die Theatermacherfamilie wäre von professionellen Schauspielern, die Wirtsfamilie von Hausrucktheaterdarstellern dargestellt gewesen. „Das wäre spannend und sehr authentisch!“ resümiert er mit großem Bedauern, Ärger und Unverständnis: „Das, was im Stück passiert, passiert hier wieder, nur nicht durch eine Naturgewalt...“
Gerade Thomas Bernhard begleitet Froschauer schon seit seinem Engagement am Bayerischen Staatsschauspiel sehr intensiv, wo er zum ersten Mal (unter anderem mit Elfriede Jelinek) Thomas Bernhard lesen durfte. Seine Motivation ist aber vor allem, anspruchsvolles, gesellschaftspolitisches Theater zu machen und Bernhard den Menschen näher zu bringen, die in der Region leben und auch mit Bernhard lebten. Fast alle geplanten Aufführungsorte hätten einen Bezug zu Bernhard gehabt: „Das Hausrucktheater spielt Theater, das hier spielt.“
Aus dem Plan, den imposanten Kohlebrecher in Wolfsegg als Aufführungsort zu kaufen und umzubauen, ist leider nichts geworden. Für Froschauer wäre das die Chance gewesen, hier etwas Vergleichbares wie etwa den „Steirischen Herbst“ zu etablieren: „Die Region hat die große Chance verspielt Theaterkunst aufs Land zu bringen“. Autor Franzobel denkt ähnlich. Nach „Hunt“ und „Zipf“ ist ja der letzte Teil seiner Trilogie „Lenz“ noch ausständig.
ZUR PERSON
Franz Froschauer
geb. 1958 in Vöcklabruck. Schauspielstudium in Linz. Engagements u.a. in Düsseldorf, München, Bonn, Hamburg, Theater Phönix Linz, Festival der Regionen und beim Theater Hausruck. Zahlreiche Fernsehrollen, Kinofilme (u.a. „Hasenjagd“); Lesungen und Chansonabende im In- und Ausland.
KLANGLUST – Ein Abend über Lust, Leidenschaft, Lebensfreude und den Genuss.
Mit der unverwechselbaren Stimme von Franz Froschauer und den gediegenen Klangschönheiten aus Eva Brandners Piano. Lieder von Jacques Brel, Herman van Veen und Bert Brecht; Texte von Heinrich Heine, Trude Marzik, Johann Wolfgang von Goethe, Charles Bukowski, Christine Nöstlinger und Franz Froschauer. Aufführungen sind in nächster Zeit in Schwanenstadt, Steyrermühl, Traun und Ried im Innkreis geplant. Mit seiner Band gastiert er am Samstag, den 20. Dezember 2014 im Spiegelzelt vom Winterfest in Salzburg.