Anders wirtschaften

Foto: Otelo
OTELO
inspirieren, begeistern, ermöglichen
Mit diesen drei prägnanten Worten beschreibt Martin Hollinetz, einer der Mitbegründer von OTELO, die Ziele des Offenen Technologielabors, kurz OTELO genannt, das mittlerweile bereits an sieben Standorten in Oberösterreich existiert.
Das Offene Technologielabor bietet Menschen einen Raum ihre Ideen zu verwirklichen. Die fünf ist dabei eine magische Zahl. Denn ab fünf Personen, die sich für eine Idee begeistern, können sie in einem sogenannten Node an der konkreten Realisierung werkeln. Das heißt jedoch nicht, dass jemand, der noch keine MitstreiterInnen für seine Überlegungen gefunden hat, bei OTELO auf taube Ohren stößt. Im Gegenteil. Bei OTELO geht es auch sehr stark darum zu vernetzen, Leute zusammen zu bringen, die sich normalerweise nie gefunden hätten, wenn jeder nur seine eigenen Wege ginge.
Ein Blick in den Veranstaltungskalender zeigt schnell, dass es bei OTELO um mehr geht als bloß Technik. Imkerbesuche, Brot backen, Wasser-Raketen schießen, 3D-Druck – die Palette der Angebote ist sehr breit gefächert. „Ungefähr ein Viertel der Projekte sind überhaupt nicht technisch“, bestätigt Martin Hollinetz diesen Eindruck und das ist durchaus beabsichtigt.
www.otelo.or.at/
www.facebook.com/otelos
www.youtube.com/user/otelosvideo
Handlungsbuch
Zur Gründung einer Initiative gibt es unter www.otelo.or.at ein „Handlungsbuch“ Es ist frei verfügbar und soll helfen lange „…Konzeptarbeit, die Mühen und blutigen Irrtümer des Anfangs weitgehend zu ersparen.“ Es lebt vom Teilen und Nutzen, ist unfertig und wird sich weiter entwickeln.
Was braucht es also zur Gründung?
- • Ein paar Menschen mit Sehnsucht nach offenem Raum, Möglichkeit zum Experimentieren und Probieren und öffentlichen Austausch.
- • Bereitschaft von ein paar Menschen (5) diesen Raum organisatorisch zu formen und zu tragen.
- • Einen Gemeinderatsbeschluss, dass es wertvoll ist offene Räume für Entwicklung zur Verfügung zu haben und passende Räumlichkeiten bereit zu stellen (und zu finanzieren).
- • Begleitung der Gründungsphase ist durch die Plattform von OTELO möglich.
- • „Dasein und Hinspüren“, was sind die Fragen und Impulse in dir, in den anderen und zwischen euch?
- • Partizipative Veranstaltungsformen zur Vorstellung und Entwicklung der Idee.
- • Aufbau einer Vertrauensbasis zwischen InitiatorInnen, möglichen NutzerInnen und raumgebenden EntscheidungsträgerInnen.

Foto: Neuki
Bezahl mit „NEUKI“
Eigene Gemeindewährung in Neukirchen/Vöckla
Bei einer Agenda-21 Exkursion nach Langenegg/Vorarlberg haben Projektinitiatorin Elisabeth Muss und Bürgermeister Zeilinger Feuer für die dortige Regionalwährung gefangen. Hauptmotivation war, die Wertschöpfung im Ort zu halten. Nun, ein Jahr nach der Einführung, werden rund zehn Prozent der Haushalte mit einem monatlichen „NEUKI-Abo“ versorgt. Ca. 13.000 NEUKI werden so monatlich alleine über die Abos fix im Ort umgesetzt. Auch sämtliche Gemeindeförderungen - rund 40.000 NEUKI - werden jährlich an lokale Vereine ausbezahlt. „Geld“, das bei 27 Mitgliedsbetrieben (Tendenz steigend) ausgegeben werden kann.
Viel Mundpropaganda und Überzeugungsarbeit waren notwendig, um eine entsprechende Anzahl an Mitgliedsbetrieben zu gewinnen. Aus der NEUKI-Arbeitsgruppe entstehen nun weitere Initiativen: food sharing, plastiksackerlfreie
Gemeinde, repair Café...
Von herkömmlichen Einkaufsgutscheinen unterscheidet sich der NEUKI durch die Rotation:
Gutscheine werden einmalig bei einem Betrieb umgesetzt, dort endet die Wertschöpfungskette. Der NEUKI hingegen generiert zusätzliche Wertschöpfung, indem ihn z.B. ein Abonnent bei einem Betrieb einlöst, dieser Betrieb kauft wiederum mit dem NEUKI bei einem anderem Betrieb/Dienstleister im Ort ein usw. Jeder ist bestrebt, den NEUKI wieder umzusetzen, da ansonsten Rücktauschgebühren anfallen
würden.

Foto: Unser Bioladen
Unser Bioladen
Ein Greißler der etwas anderen Art in der ehemaligen Tankstelle in Dietach
Vor eineinhalb Jahren erfüllten sich Kerstin und Lukas Reiter ihren Traum eines eigenen kleinen Bauernladens. Unterstützung bekamen sie dabei vom Nets.Werk – einer alternativen ErzeugerInnen-VerbraucherInnen-Gemeinschaft. Das Nets.Werk betreibt in der Zwischenzeit 17 Läden bzw. Abholstellen in ganz Ober- und Niederösterreich. Die Idee dahinter: Jeder Euro soll biologisch, regional, sozial und tierfreundlich wirken. Schließlich wurde der Laden der Reiters einer der Partnerbetriebe. Sie haben das Nets.Werk-Vorbestellsystem übernommen und kooperieren mit ihren Partnerstellen beim Einkauf und bei der Verteilung der Waren. In der Zwischenzeit vertreiben sie beinahe ein Vollsortiment von hunderten Produkten für den täglichen Bedarf, angefangen von Bio-Lebensmittel, über Toilettenartikel und Putzmittel bis zum Saatgut. „Eigentlich brauchen unsere Kunden nicht mehr wo anders einkaufen“ Bei uns finden sie alles was sie brauchen“, sagt Lukas Reiter. Bestellt wird bis Dienstag neun Uhr übers Internet, die Waren können dann am darauffolgenden Freitag den ganzen Tag über im Laden abgeholt werden. Wer noch was anderes möchte oder Dinge vergessen hat zu bestellen, findet direkt im Laden noch ein eingeschränktes Angebot. „Preisverhandlungen gibt es bei uns eigentlich nicht“, meint Lukas Reiter. „Da bestimmt der Bauer oder die Bäuerin den Preis. Wir schlagen dann nur unsere Marge drauf.“

Foto: OÖWasser
OÖ Wasser
Die oberösterreichischen Wassergenossenschaften
Die oberösterreichische Wasserversorgung ist eine jahrzehntelange Erfolgsgeschichte. Vor allem deshalb, weil dieser Sektor sehr kleinteilig organisiert ist und sich auf hohe Selbstverantwortung, Gemeinnützigkeit und Ehrenamtlichkeit stützt. Eine große Rolle spielen dabei die 1700 Wassergenossenschaften, die über 200.000 EinwohnerInnen mit Trinkwasser versorgen und dieses entsorgen. Hier nehmen die VerbraucherInnen die Ent- und Versorgung mit Wasser selber in die Hand, vor allem im ländlichen Raum. Neben den über neunhundert Wasserversorgungsgenossenschaften gibt es ca. fast 700 Entwässerungs- und Abwassergenossenschaften. Nicht selten gibt es in einer Gemeinde mehrere Wassergenossenschaften, die vorwiegend in Siedlungen und Ortsteilen die Infrastruktur zur Trinkwasserversorgung und/oder Abwasserbeseitigung errichten und betreiben. Die größte Wassergenossenschaft hat Neuhofen an der Krems mit zweitausend Mitgliedern, die 6000 Personen versorgen, die kleinste Genossenschaft umfasst drei Mitglieder.
Die Landespolitik denkt nicht darn, an dieser Kleinteiligkeit etwas zu ändern. Nach wie vor ist es politischer Wille, was schwarz-grün bereits 2003 ins Regierungsprogramm schrieb: „Die Landesregierung bekennt sich zur Eigenständigkeit und Souveränität in der Wasserwirtschaft, unter anderem durch Stärkung der genossenschaftlichen Strukturen. Die dezentrale Wasserversorgung muss öffentliches Anliegen bleiben.“

Foto: Revital
ReVital
Ökologisch.Günstig.Sozial.
ReUse - Abfall vermeiden ist besser als recyceln, ist eine der Prämissen der Umweltpolitik des Grünen Landesrats Rudi Anschober. Mit ReVital wurde eine Zusammenarbeit von Abfallsammelzentren, sozialen Beschäftigungsunternehmen als Betreiber der Aufbereitung und von Verkaufsshops geschaffen. Gestartet wurde das Projekt 2009, inzwischen gibt es 14 ReVitalshops in fast allen Bezirken Oberösterreichs.
Annahmestellen von gebrauchten, aber gut erhaltenen und funktionierenden Elektrogeräten, Möbeln, Sport- und Freizeitgeräten sowie Hausrat sind die Altstoffsammelzentren. Überprüft und aufbereitet werden die Waren in ausgewählten sozialökonomischen Betrieben, wie z. B. B7 - Arbeit und Leben in Linz oder zwei FAB-Stellen in Wels und Mattighofen. Der Verkauf erfolgt über die 14, häufig von der Volkshilfe geführten, ReVitalshops. Zu finden sind die Shops und alle Informationen auf www.revitalistgenial.at oder mit der App „Gutes Finden!“
Das OÖ Netzwerk rund um die ReVital-Shops ist übrigens vorbildhaft für den Rest von Österreich und wird in weiteren sechs Bundesländern vorbereitet.
Foto: Pioneers of change
Pioniere des Wandels
Eine private Bildungsagentur unterstützt junge Menschen den Wandel zu gestalten
Pioneers of Change baut wesentlich auf das Konzept der “Changemaker Academy” auf, das 2007 von Georg Schön und Martin Kirchner entwickelt wurde.
Der Lern- und Werdegang findet etwa alle zwei Jahre statt, unterstützt junge Menschen dabei „GestalterInnen des Wandels“ zu werden, ihr Potenzial zu verwirklichen und ihre Träume und Visionen in konkreten Projekten und Organisationen umzusetzen. Die „Pioneers of Change“ hinterfragen gängige Annahmen, verlassen ausgetretene Pfade und bewegen sich in neues Territorium. Die Handlungsfelder sind dabei vielfältig – immer geht es um innovative und individuell-stimmige Antworten auf die Frage „Was braucht die Welt?“
Ein Jahr des Wandels bedeutet: in 8 Modulen über 25 Seminartage, arbeiten 22 junge und junggebliebene Menschen an ihrem persönlichem Wandel und an konkreten Projekten. Dazwischen Unterstützungsgruppen, Coaching und den Bedürfnissen angepasste Xtra-Runden. Von der eigenen Vision und Geschichte entsteht das Projekt in Modulen zu Projektdesign, Öffentlichkeitsarbeit, Marketing, Kommunikation bis hin zu einem Modul in der Natur und einer großen Veranstaltung um Herbst. Der nächste Lern- und Werdegang startet im Herbst 2014.

Zukunftsalmanach
Buchtipp: Ein Buch voll mit Geschichten des Gelingens
450 Seiten Geschichten von einem guten Umgang mit der Welt, herausgegeben von Harald Welzer und Stefan Rammler. Vollgestopft mit Geschichten des Gelingens von 20 Autoren und Autorinnen ist der Zukunftsalmanach von 2013, der einen Schwerpunkt zu Mobilität hat.
Im Vorwort erklärt Welzer, dass das 21. Jahrhundert positive Geschichten braucht, Geschichten von besseren Lebensstilen und über eine Zukunft die gelingt. FUTURZWEI setzt sich gegen die unhinterfragte Fortschreibung des Business as usual ein und zeigt Gegenentwürfe einer Wirtschaft mit Verantwortung, die wahrscheinlich tatsächlich den Weg aus unserer gegenwärtigen Krise zeichnet.
Das Buch bietet eine unglaubliche Fülle von Geschichten, Daten und Fakten von Initiativen, Betrieben und Gemeinden, die bereits mit der Gestaltung einer enkeltauglichen Zukunft begonnen haben. So findet sich z.B auch die Geschichte der Waldviertler Schuhfabrik von Heini Staudinger im Buch oder „Fairreisen“ wird erklärt. Für GemeinderätInnen kann die Geschichte von Langegg in Vorarlberg interessant sein, wo ein Talentesystem zum Wirtschaftsaufschwung des kleinen Ortes geführt hat.
Die Geschichten stammen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und am neuen Zukunftsalmanach 2015/16 wird gerade
gearbeitet, er erscheint Ende November 2014.
Der FUTURZWEI-Zukunftsalmanach 2013:
Geschichten vom guten Umgang mit der Welt;
nur mehr Restexemplare erhältlich oder in Bibliotheken und Büchereien. Die nächste Ausgabe 2015/16 erscheint im Herbst 2014