Nur 14% aller Unternehmen in Vorarlberg haben Betriebsräte. Es ist nicht nur eine verpasste Zukunftschance für den einzelnen Betrieb, sondern auch ein Minuspunkt für den Wirtschaftsraum Vorarlberg bei der Suche nach qualifizierten Arbeitskräften.
Chef_innen vieler kleiner Unternehmen sind - teilweise nicht umsonst - stolz darauf mit Mitarbeiter_innen noch persönlich alles zu auszuhandeln. Was aber vielen Menschen nicht bewusst ist, dass in einer solchen Verhandlungssituation eine grundlegendes Machtungleichgewicht besteht. Der/die Arbeitgeber_in sitzt immer am längeren Hebel. Unabhängig davon wie freundlich die/der Vorgesetzte ist, die Mitarbeiter_in hat immer im Hinterkopf, dass die Arbeitsstelle gestrichen werden könnte. Genau deswegen wird sie/er niemals den eigenen Vorteil in Verhandlungen ganz ausreizen. Was langfristig nicht nur zu Unehrlichkeit über Erwartungshaltungen und zu Frustrationen führt, sondern auch zu einem sinkenden Niveau bei Löhnen und im Arbeitsrecht.
Ein Betriebsrat bringt eine gesunde Distanz rein und schafft Ehrlichkeit zwischen den gleichberechtigten Partnern Arbeitnehmer_in und Arbeitgeber_in. Egal wie klein der Betrieb sein möge, jeder profitiert von einem aufrichtigen Aufzeigen von Forderungen und Problemen. Mit nur fünf Angestellten kann ein Betriebsrat gegründet werden. Außerdem ist er auch ein Ansprechpartner für die Betriebsführung, der viele Probleme im Vorhinein angeht und dorthin kommuniziert, und somit auch den Arbeitgeber entlastet. Darüberhinaus schafft ein Betriebsrat mehr persönliche Möglichkeiten zur Anteilnahme am Arbeitsplatz und steigert die Identifikation mit dem Betrieb.
Obwohl Vorarlberg insgesamt ein hohes Lohnniveau vorweisen kann, ist das inzwischen nicht mehr das entscheidende Kriterium für hoch-qualifizierte Arbeitskräfte bei der Auswahl ihrer Arbeitsstätte. Immer mehr Faktoren, wie angepasste Arbeitszeiten, gesellschaftliches sowie kulturelles Angebot und vor allem Mitbestimmung, sind für junge Goal-Getter wichtig bei der Suche nach einem Arbeits- und Lebensplatz. Betriebe und ganze Branchen mit dem Ruf eines schlechten Betriebsklimas, wie z.b. Gastronomie, Touristik oder gewisse Handwerksbranchen, werden immer mehr Probleme haben junge Menschen zu finden, die sich das antun wollen. Sofern sie nicht ohnehin gleich in die Schweiz oder Liechtenstein wechseln bei Möglichkeit.
Deshalb sollte es in unserem gemeinsamen Interesse liegen, Mitbestimmung und Demokratie dorthin zu bringen, wo immer noch autoritäre Bedingungen vorherrschen: das ist ganz klar unsere Arbeitswelt.
Wenn du dich gern drüber informieren willst, wie du eine Betriebsrat ins Leben rufen kannst, dann findest du hier einige nützliche Links zu Ansprechpartnern, die du auch direkt für Beratung kontaktieren kannst:
Das Team der Alternativen, Grünen und Unabhängigen GewerkschafterInnen
Der Betriebsratsservice der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier