Für Sportspektakel ohne schwere Fouls
VON MAX GUSENBAUER
Es sind die berühmten zwei Seiten der Medaille, die vor allem diese Großereignisse prägen. Die strahlende Seite, das ist schlicht der Sport an sich, der Sport der bestaunt wird, der – ob aktiv oder passiv – begeistert, verbindet, emotionalisiert und motiviert, es sind diese Medaillen die errungen, bejubelt aber auch vergeben werden.
Auf der Kehrseite der Medaille wird es düsterer, in unterschiedlichen Schattierungen. Es ist die Seite, die nicht in die Öffentlichkeit drängt, es ist die Seite der beinharten Interessen, der Macht, der Misswirtschaft, der Repression, der Rücksichtslosigkeit gegenüber Mensch und Umwelt.
Blauäugigkeit ist freilich unangebracht, denn „Spitzensport und Wirtschaftsinteressen sind ganz einfach verwoben. Spitzensport ist eben auch Big Business. An der Medaillenkehrseite kleben aber die Auswüchse“, betont der Grüne Klubobmann und Sport- und Demokratiesprecher Gottfried Hirz.
„Natürlich freuen wir uns über die Olympia-Medaillen, die großartigen Leistungen der österreichischen AthletInnen in Sotschi. Das steht außer Frage. Die Kritik an den Spielen ist jetzt aber nicht weniger berechtigt als zuvor“, betont Hirz. Und diese Kritik an der Vergabe von Sotschi 2014 ist mittlerweile Legende. Wintergigantomanie am Schwarzen Meer, enorme Umweltschäden, horrende Kosten, angeblich versickerte Milliarden, dazu die bedenkliche Menschenrechtslage in Russland. Kommende Events versprechen kaum Besserung. Brasilien poliert sich für die Fußball WM auf, mit drastischen Mitteln. Berichte sprechen von Zwangsumsiedelungen und irrwitzigen Stadionprojekten und –kosten. Schon lange vor dem Ankick 2022 sorgt die Fußball WM in Katar regelmäßig für Empörung. Berichte über unmenschliche Bedingungen für die unzähligen ArbeiterInnen an den WM Baustellen und die massive Diskriminierung Homosexueller sind kaum fassbar.
Die zuständigen internationalen Verbände halten sich nobel zurück, mahnen zwar, mehr aber auch nicht. Die Politik? Sie steht faktisch vor den Entscheidungen der Weltverbände, beschränkt sich bislang aufs Reagieren und Kommentieren und ist selbst hier uneins, oft zu streichelweich. Sie kann Zeichen setzen durch Besuchsboykotte, wie in Sotschi – wenn da nicht die Wirtschaftsbande wären. Anzusetzen wäre bereits vor den Vergaben. „Es müsste Common Sense sein – zumindest in der Politik des Westens – dass nur jene Länder den Zuschlag für Fußball WM oder Olympia bekommen, die keine schweren Fouls an Menschen und Umwelt begehen. Es muss ein Umdenken bei den Weltverbänden erreicht werden“, unterstreicht Hirz die Grüne Forderung.
Sport ist fixer Teil jeder Gesellschaft, er liefert nicht nur Helden an der Spitze, sondern bewegt die Massen in der Breite. Großevents sind das Aushängeschild des Sports, umso wichtiger wäre es, dass sie nicht als Vehikel für Ausbeutung und Zerstörung missbraucht werden – denn das hat die Faszination Sport nicht verdient.
„Es müsste Common Sense sein, dass nur jene Länder den Zuschlag für Fußball WM oder Olympia bekommen, die keine schweren Fouls an Menschen und Umwelt begehen.“
Gottfried Hirz