Der europäische Landbote
VON GOTTFRIED HIRZ
„Robert Menasse hat zur Ehrenrettung einer oft verdammten Bürokratie in Brüssel ein mutiges und erfrischendes Buch zur Vision des Europas der Regionen geschrieben. Erschienen ist es bereits 2012, aber in Anbetracht der nahenden Europawahl kann ich dieses Buch all jenen wärmstens ans Herz legen, die bislang noch nicht in den Genuss dieser Lektüre gekommen sind!“
Robert Menasse reist nach Brüssel und erlebt eine Überraschung nach der anderen: offene Türen und kompetente Informationen, eine schlanke Bürokratie, hochqualifizierte Beamte und funktionale Hierarchien. Kaum eines der verbreiteten Klischees vom verknöcherten Eurokraten trifft zu. Ganz im Gegenteil, es sind die nationalen Regierungen, die die Idee eines gemeinsamen Europas kurzsichtigen populistischen Winkelzügen unterordnen. Der „Europäische Landbote“ ist eine Streitschrift gegen den Rückfall in die Kleinstaaterei und den Nationalismus!
BUCHTIPP:
Robert Menasse:
„Der europäische Landbote“.
Die Wut der Bürger und der Friede Europas.
Zsolnay Verlag, Wien 2012.
The Brussels Business –
Wer regiert die EU?
VON BIRGIT BERGHAMMER
„Brussels Business“ ist ein Dokumentarfilm des gebürtigen Gmundners Friedrich Moser und des Belgiers Matthieu Lietaert. Es thematisiert den Mangel an Transparenz und den Einfluss von Lobbyisten auf die Entscheidungsprozesse in Brüssel, der Hauptstadt der Europäischen Union.
Die Frage, wer hinter den Kulissen der Brüsseler Institutionen die Fäden zieht, ist mehr als reizvoll. Der Dok-Film ist wie eine Expedition nach Brüssel: In die Welt der 15.000 LobbyistInnen, 2.500 Lobby-Organisationen, PR-Konglomerate, Think Tanks und deren allumfassenden Netzwerke - sowie der engen Verflechtungen mit der dortigen politischen Elite. Gleich zu Beginn begleitet man den Lobbyisten Pascal Kerneis. Bereitwillig nimmt er die ZuseherInnen mit, in seiner Luxuslimousine auf den Weg zu Plaudereien mit Ministern und Kommissaren: Business as usual oder eben Brussels Business. So setzt sich die Expedition fort und entlarvt, was viele vermuten: Die ansässigen Lobbyisten sind die wahren Machthaber, beeinflussen ganz diskret bei gutem Essen die EU-Gesetze – wie es scheint, ganz ohne demokratische Kontrollen. Fazit: Sehenswert, bemerkenswert.