Ideale Schule
Von Claudia Hössinger
oö.planet: Im Wahlprogramm der Grünen PädagogInnen & kuli/UG für die kommende Wahl der Personalvertretung wird u.a. mehr Supportpersonal an Schulen gefordert, eine entwicklungsfördernde Schularchitektur und eine echte gemeinsame Schule der 6 bis 14jährigen. Wo und wie kannst du als Personalvertreter konkret auf diese Anliegen Einfluss nehmen?
Kaiser: Direkten Einfluss haben wir über die Grünen. Die Zusammenarbeit mit dem Bildungssprecher Gottfried Hirz funktioniert bestens. Wir stehen natürlich auch in Kontakt mit unserem Bildungssprecher Harald Walser in Wien. In der Gewerkschaft bringen wir als Unabhängige GewerkschafterInnen entsprechende Anträge bei den Gewerkschaftstagungen ein. Da sind Anträge, wie zum Beispiel das Supportpersonal für die Schulen, im Besonderen für eine bedarfsgerechte Zuteilung der Ressourcen für die Inklusion, bereits angenommen worden. Das Problem: Es passiert nichts. Im Gegenteil. Die Zuteilung von Stunden für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf ist mit 2,7 % der Gesamtsumme festgelegt. An Supportpersonal wie etwa in den skandinavischen Schulen üblich und sinnvoll, ist zurzeit nicht zu denken.
oö.planet: Kannst du einen Fall schildern, wo rasche, systemische Zusammenarbeit an einer Schule mit Supportpersonal gut funktioniert?
Kaiser: An unserer Schule haben wir das Glück, dass wir eine sehr engagierte SuSA-Mitarbeiterin (Schule und Sozialarbeit; Anm.) haben. Gemeinsam ist es uns gelungen, in manchen Fällen zufriedenstellende Lösungen zu finden. Wichtig ist, dass Hilfe so schnell wie möglich einsetzt - je länger Probleme hinausgeschoben werden, umso schwieriger wird es, sie später zu lösen. Um möglichst effizient zu sein, benötigt die österreichische Schule mehr BetreuungslehreInnen, SchulpsychologInnen und SozialarbeiterInnen.

Foto: Grünes Archiv
oö.planet: Gerade im AHS-Bereich pochen viele LehrerInnen auf angestammte Rechte und sind etwa gegen die gemeinsame Schule der 6 bis 14jährigen. Wie leistet ihr dazu Überzeugungsarbeit in den eigenen Reihen?
Kaiser: Wir wissen, dass die Hardliner in der ÖVP und viele Lehrerinnen und Lehrer aus dem AHS- und BMHS-Bereich vehemente Gegner einer gemeinsamen Schule sind und sich bisher in der VP durchsetzten, aber es bröckelt schön langsam. Über die ÖLI sind wir österreichweit mit PersonalvertreterInnen und Gewerkschafterinnen aller Schultypen vernetzt – dort sind wir uns einig, dass nur eine gemeinsame Schule der 6 – 14 jährigen eine Schule ist, die Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit ermöglicht. Auch in unseren eigenen Medien „Grüne Schule“ und im bundesweit erscheinenden „Kreidekreis“ greifen wir das Thema auf.
oö.planet: Warum schreitet in Oberösterreich der Ausbau der Ganztagsschulen mit verschränktem Unterricht so langsam voran?
Kaiser: Das ist eine schwierige Frage. In einer Ganztagsschule mit verschränktem Unterricht wechseln sich Unterricht, Lern-, Ruhe- und Freizeitphasen sinnvoll zwischen 8:00 und 16:00 Uhr ab. Dabei können zum Beispiel dem sozialen Lernen, Bewegung und Sport, musisch-kreativen Inhalten ausreichend Zeit und Raum geboten werden. Eigentlich eine ideale Schule. Österreich ist neben Deutschland und Griechenland das einzige Land, in dem es die Ganztagsschulen nicht flächendeckend gibt. Nicht unwichtig ist in diesem Zusammenhang auch ein qualitativ hochwertiges warmes Mittagsessen.
oö.planet: Die Schulverwaltung wird oft als Beispiel für große Einsparungsmöglichkeiten genannt. Siehst du das auch so und wo würdest du ansetzen?
Kaiser: Doppelgleisigkeiten in der Schulverwaltung können etwa durch Zusammenlegung von Landesschulrat und Abteilung Bildung beseitigt werden. Wie hoch die Einsparungen tatsächlich sein würden, ist schwer zu sagen. Einsparen kann man auch vor Ort: In den Schulen gibt es viel „Papierkram“ zu erledigen, der von Bürokräften effizient erledigt werden kann und auch nicht Aufgabe der Lehrerinnen und Lehrer ist. Aufgabe von Lehrerinnen und Lehrern ist deren pädagogische Arbeit.
Personalvertretungs-Wahl 2014: 26./27.11. 2014
Es ist dies die dritte gemeinsame Kandidatur 2004, 2009, 2014
der Grünen PädagogInnen & kuli-UG www.kuli.net
Am ersten Listenplatz steht Renate Brunnbauer von kuli-ug, am zweiten Platz Franz Kaiser und auf Platz drei Michaela Zinnebner. Die Wahlplattform wurde mit 15,65 Prozent zweitstärkste Fraktion im Zentralausschuss. In den meisten Bezirken kandidiert das Bündnis für den Dienststellenausschuss.