Im Gegensatz zu Deutschland wird in der österreichischen Politik nicht immer Klartext gesprochen. Das wissen die gelernten Österreicherinnen und Österreicher und gehen klug damit um. Wenn sie hören, dass ab sofort „neu regiert“ wird, wissen sie, dass alles beim Alten bleiben wird. Wenn der ÖVP-Obmann in einer Nacht von Sonntag auf Montag zu einer Routinesitzung einlädt, weiß jede und jeder, dass der Hut des Obmannes brennt, auch wenn parteiamtlich die Funktion nicht zur Diskussion stand.
Wenn aber völlig neue Wörter in die Politsprache eindringen, müssen selbst Politikinteressierte dazulernen: Im Februar verkündete Verteidigungsminister Klug, dass sich Auskünfte von Bundeskanzler Faymann nach dem Ministerrat „situationselastisch entwickeln“ würden. Nicht immer nur die Regierungsspitzen werden Woche für Woche Auskünfte geben, sondern je nach Situation auch die FachministerInnen. Schließlich sollen sie auch über ihre Tätigkeiten und Aufgaben eine breite Öffentlichkeit informieren. Die gelernten Österreicherinnen und Österreicher machten sich schnell einen Reim drauf: Situationselastisch reagiert Faymann dann, wenn es wo brennt und er sich beim Löschen die Finger nicht verbrennen möchte. Da taucht der Kanzler lieber ab, wie zuletzt beim Hypodebakel.
Die nächste situationselastische Übung kommt bestimmt, meint
Marco Vanek,
Chefredakteur
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