Vom Wasser!
Die Geschichte beginnt an einem Ort wo viele Geschichten beginnen. In einem zauberhaften Schloss in den Bergen an einem idyllischen See gelegen. Ein See der bei dieser wohl letzten Hitzewelle dieses wiedermal rekordverdächtigen Sommers, eine sehr angenehme Temperatur aufweist und somit durchaus eine Abkühlung verspricht. Doch nicht so für die TeilnehmerInnen des Workshops “Aufbruch im Süden”, geleitet von Lisa Mittendrein, die sich an diesem Spätsommerwochenende versammelt hatten um in den Räumen des Schlosses Goldegg in Salzburg über die sozialen Bewegungen in Slowenien, Spanien, Griechenland und Irland zu diskutieren. Die dicken Schlosswände verliehen dem Raum eine Temperatur die durchaus mit einer erfrischenden Abkühlung im See mithalten konnte wodurch selbst dann als es hieß, dass nun das offizielle Ende des Workshops gekommen war, nur eine Person den Raum verließ und wenn nicht von außerhalb zu einem Ende gedrängt, die sehr spannende Diskussion wohl noch bis spät in die Nacht fortgesetzt worden wäre. Doch kommen wir zurück zur erfrischenden Abkühlung im See und was diese neben dem Raumklima noch mit dem im Rahmen der Sommerakademie der Grünen Bildungswerkstatt stattfindenden Workshops verbindet. Der Weg in den See führt nur über eine Hotelanlage oder einen Uferabschnitt für den Eintritt verlangt wird und wirft somit die Frage nach Besitzansprüchen auf. Wem gehört eigentlich der See und wem gehört das Wasser im See? Wem gehört das Wasser des Planeten und wer bestimmt darüber wie viel Wasser jedem Menschen wann und wo zusteht?
Das fragten sich auch die BürgerInnen Irlands als die Regierung im Jahr 2014 beschloss Gebühren für die Wasserversorgung einzuführen um die von der Trojka auferlegten Sparmaßnahmen umsetzen zu können. Da in Irland nie Gebühren für Wasser eingehoben wurden und das Versorgungsnetz rein aus Steuergeldern finanziert wurde, wird Wasser seit jeher als frei verfügbare Ressource angesehen und immer dann wenn die Regierung Pläne äußert Gebühren einzuheben, wird seitens der Bevölkerung vehement dagegen vorgegangen. In den Jahren nach Beginn der Finanzkrise war der erneute Versuch der Regierung Gebühren einzuführen dann der sinnbildliche Tropfen der das Fass zum überlaufen brachte und nach einem Aufruf des Bündnisses Right2Water im November 2014 zu den größten Protesten führte die das Land seit Beginn der Krise gesehen hatte. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung verweigert nun die Zahlung der Wassergebühren und im Netz werden Anleitungen für die Manipulation oder Deaktivierung der Wasserzähler verbreitet. In Ländern wie Österreich, wo Wassergebühren eine Selbstverständlichkeit sind, mögen diese Proteste etwas befremdlich wirken doch werfen sie eine Frage auf die auch hierzulande an Relevanz gewinnen könnte. Viele Irinnen und Iren sehen die Vergebührung von Wasser durch die staatliche Behörde Irish Water nur als einen ersten Schritt zur teilweisen bis vollständigen Privatisierung von Wasser. Am 28. Juli 2010 wurde das Recht auf sauberes Wasser von der UNO als Menschenrecht anerkannt und definiert somit das Ziel dass jeder Mensch auf dieser Welt unabhängig von sozialem Status und Einkommen uneingeschränkten Zugang zu sauberem Wasser erhalten sollte. Teilweise oder ganze Privatisierung der Wasserversorgung würde heißen dass der Preis von Wasser durch den Markt festgeschrieben würde doch haben uns die letzten Jahre ziemlich deutlich gezeigt dass der Markt alleine kein verlässliches Instrument ist wenn es um die Grundbedürfnisse von Menschen geht. Der schon oft gefallene Satz „die Kriege der Zukunft werden ums Wasser geführt“ macht deutlich um welch kostbare und global sehr ungleich verteilte Ressource es sich dabei handelt. Fast ein siebentel der Weltbevölkerung hat keinen Zugang zu sauberem Wasser und jährlich sterben 2 Millionen Menschen an den Folgen von verunreinigtem Wasser.
Wenngleich Wasser an diesem Wochenende thematisiert wurde, so gibt es für die BesucherInnen der Sommerakademie aufgrund der begünstigten Lage Goldeggs keine Probleme mit der Wasserversorgung. Den Eintritt zum See kann sich wohl auch jede Besucherin und jeder Besucher leisten und aufgrund einer gegenseitigen Vereinbarung ist die Benützung des Steges auch außerhalb der Öffnungszeiten der Badeanstalt gestattet. Selbstverständlich stehen im Schloss auch überall Gläser bereit um an einer der unzähligen Wasserleitungen den Durst je nach Belieben zu stillen. So fülle ich mein Glas mit dem erfrischenden und sauberen Goldegger Wasser und trinke es aus. Wasser ist Leben und erneut wird mir bewusst wie wertvoll der Zugang zu sauberem Wasser ist.
Referenzen:
http://derstandard.at/2000007621365/Irland-Wogen-gegen-Wassergebuehren-gehen-hoch
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2010-07/un-wasser-menschenrecht