Eine unabhängige, ehrenamtliche Redaktion, bestehend aus
Ulrich Brand, Marina Fischer-Kowalski, Jörg Flecker, Paul Kolm, Markus Koza, Gabriele Michalitsch, Andreas Novy, Elke Rauth, Alexandra Strickner und Ulli Weish
veröffentlicht auf Einladung der Grünen Alternative Wien und der Grünen Bildungswerkstatt folgenden Aufruf:
Neue Spuren legen
Was sind Ihre Ideen, Vorstellungen und Konzepte für den notwendigen sozialen, ökonomischen und ökologischen Wandel unserer Gesellschaft? Welche Erwartungen und Hoffnungen, welche Probleme und Ängste verbinden Sie mit zukünftigen Entwicklungen? Welche Konsequenzen für politisches Gestalten und staatliches Handeln ergeben sich daraus?
Wir laden ein, sich an einer breiten öffentlichen Debatte zu beteiligen. Wir suchen unkonventionelle Blickwinkel und neue Zugänge. Uns interessiert sowohl, was sich ändern soll, als auch wie Wandel gestaltet werden kann und wer ihn vorantreiben soll.
Dabei sehen wir drei Zugänge, sich der Zukunft zu nähern: über Utopien, Alternativen und Widerstand. Gesucht sind daher grundlegende Gesellschaftskritik ebenso wie konkrete Ansätze, große Würfe ebenso wie kleine Schritte, Theorie ebenso wie Praxis. Gefragt sind Ideen, Visionen und Projekte, die dazu beitragen, eine gerechtere und bessere Welt zu schaffen.
- Utopien eröffnen Fenster in mögliche Welten:
Wie kann eine solidarische Gesellschaft aussehen? Was bedeutet Emanzipation? Wie soll Wissensproduktion organisiert werden? Wie können wir die Wachstumslogik überwinden? Wie gehen wir mit globalen Ungleichheiten und den sich daraus ergebenden Fragen in Bezug auf Ressourcenverteilung, Migration und Gerechtigkeit um? Welche Vorstellungen von Geschlecht haben wir abseits von alten Dualismen? Wie kann Arbeit anders gestaltet werden?
Wie können Utopien hegemonial werden? Wie können öffentliche Medien ihre Funktion als “vierte Gewalt” wieder erlangen, jenseits von inszenierter Konfrontation und Quote?
Welche Erzählungen sind in der Lage, Menschen im Positiven zu motivieren, für Ziele einzutreten, wo naheliegende Verbesserungen sich mit transformatorischen Notwendigkeiten verbinden?
- Im Widerstand liegt ein großes Mobilisierungspotential. Vielfach ist es leichter zu wissen, was ungerecht und untragbar ist: Die Zerstörung unseres Lebensraums, die Verletzungen der Privatsphäre, die Aushöhlung der Demokratie, die Bedrohung des Lebens und der Freiheit,: Gegen welche gegenwärtigen Entwicklungen lohnt es sich anzukämpfen? Wo liegen Ansatzpunkte für Systemveränderung?
Welche konkreten Auseinandersetzungen, welche sozialen Bewegungen könnten Ausgangspunkt politischer Veränderung sein? Was kann man von sozialen Kämpfen in anderen Ländern für Kontroversen und Strategien bei uns lernen?
- Alternativen erkennen und leben, eine neue Praxis entwickeln, ausprobieren und wachsen lassen.
Viele Alternativen wie etwa Solidarökonomie, Ernährungssouveränität oder regionale Kreislaufwirtschaft haben sich im Laufe der letzten Jahre etabliert. Für viele Herausforderungen gibt es jedoch noch mehr Fragen als Antworten. Welche Rolle können Städte als Initiatorinnen und Motoren neuer Entwicklungen spielen? Welche Infrastrukturen und Institutionen braucht es, damit ein gutes Leben möglich wird? Welche neuen Formen von Arbeitsteilung sind denkbar, damit Erwerbsarbeitszeit verkürzt und Sorgearbeit aufgewertet wird? Welchen neuen Anforderungen müssen öffentliche Dienstleistungen gerecht werden? Welche gesellschaftlichen Bereiche sollen von der Profit- und Marktlogik befreit werden? Welche neuen Perspektiven braucht es in der Finanzwirtschaft, im Banken- und Versicherungsbereich?
Wir laden alle Interessierten ein, sich an der Debatte zu beteiligen. Wir freuen uns auf Vorschläge, die Zusammenhänge verständlich machen, wichtige Fragen aufwerfen, packende Visionen und gangbare Lösungen skizzieren.