TIMBUKTU
Die Islamisten kämpften gegen Musik und Fußball, führten Zwangsehe und Ganzkörperschleier ein und begannen mit der Zerstörung von Gebäuden, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehören: Nach wahren Begebenheiten erzählt der Film des mauretanischen Regisseurs Abderrahmane Sissakom, wie der Terror in die Wüstenstadt kam, um einen Angriff auf Kultur und Menschen zu führen.
„Dieses Drama um eine bescheidene Hirten-Familie in den Fängen der religiösen Eiferer ist ein Meisterwerk über Würde, Widerstand und Toleranz – großes, die Seele berührendes Kino“.
Ausgezeichnet mit dem César 2015.
Termin: Mo. 25.04.2016
Ort: Jennersdorf, Raffel, Hauptplatz 6
Zeit: Einlass 19:00, Beginn 19:30 (pünktlich)
Poesie als Hoffnung
Der gebürtige Mauretanier Abderrahmane Sissako ist in Bamako (Mali) aufgewachsen und hat dort zuletzt im Hof seines Vaterhauses den Spielfilm Bamako gedreht. Darin begegnet er der Ausbeutung von IWF und Weltbank in Form eines Gerichts, das mitten im Lebensalltag abgehalten wird und dadurch stärker wirkt als seitenlange Abhandlungen über die Ungerechtigkeiten dieser Welt. Ursprünglich wollte er danach einen Essayfilm über die Ausbreitung des islamischen Fundamentalismus in der Gegend der mythenumwobenen Stadt Timbuktu gestalten, doch nachdem er vor Ort die Steinigung eines ehebrecherischen Paares durch die Extremisten erlebt hatte, entschied er sich dafür, einen Spielfilm zu drehen.
Was kann der Künstler in Zeiten, in denen die Menschlichkeit durch mordende Horden und zerstörende Kulturlose fundamental in Frage gestellt wird? Sissako hat den islamistischen Fundamentalismus erlebt und reagiert auf das Wüten einer Minderheit mit einem Film, der den Alltag vor Augen führt und uns gleichzeitig eine Geschichte erzählt, die zeigt, dass auch der friedlichste Alltag nicht einfach nur friedlich ist. Zwist ist eine menschliche Schwäche, die oft genug tragisch endet.
Die Täter in seinem Film kommen von überall her und sprechen keine gemeinsame Sprache. So wenig sie einander verstehen, so wenig wissen sie, was die Regeln sollen, die sie den Menschen in Timbuktu aufzwingen. Für diese ist es nicht nachvollziehbar, warum sie nicht mehr rauchen, musizieren oder fussballspielen sollen, warum die Fischverkäuferin auf dem Markt Handschuhe tragen muss, warum die Moschee als Ort des Gebets und der Besinnung mit Waffen betreten wird. Abderrahmane Sissako erzählt in stillen Bildern und einer Sanftheit, die das Drama, das er betrachtet, erst recht hervorheben. Keine Schwarzweiss-Malerei, dafür eine Betrachtung voller Poesie, die er der kopflosen Gewalt entgegensetzt.
www.filmladen.at/film/timbuktu
Grünes Kino - eine Reihe der Grünen Bildungswerkstatt Burgenland.