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Gutes Leben für alle!

2010 beschloss die Grüne Bildungswerkstatt "Gutes Leben für alle" zu ihrem Jahresschwerpunkt zu machen. In den Folgejahren wurde diese Schwerpunktsetzung beibehalten.

Es reicht. Weiter so wie bisher führt in die Sackgasse: Millionen zusätzliche Autos  lösen weder die Wirtschaftskrise noch die Probleme der Mobilität im 21. Jahrhundert, Sparpakete und Massenarbeitslosigkeit stärken die Rechte und untergraben unsere Demokratie, der American Way of Life hinterlässt ökologische Fußabdrücke, die den Planeten überfordern. 

Trotzdem greift das Establishment nach der Krise auf dasselbe neoliberale Credo zurück, das uns in die Krise von Umwelt, Wirtschaft und Politik geführt hat: Abbau sozialer Sicherheiten, Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse und Rückbau öffentlicher Verkehrsmittel, kurz: mehr Ausgrenzung und Ungleichheit bei gleichzeitiger Ignoranz gegenüber der Klima- und Energiekrise. Das ist der Weg zurück in eine Gesellschaft der Spaltung und des Autoritarismus – Ungarn und Italien sind mahnende Beispiele.

Es geht auch anders. Die gegenwärtige Krise eröffnet die Chance, andere Wege zu beschreiten und eine bessere Zukunft zu bauen: Lebensqualität statt der grenzenlosen Tretmühle von Konkurrenz, Platz für alle statt Ellbogengesellschaft und Ausgrenzung. Nachhaltig und solidarisch, das sind die zukunftsfähigen europäischen Werte, die neuen Formen von Leben, Arbeiten, Lernen und einer neuen Sorge um das Gemeinwohl vor Ort und auf dem ganzen Planeten zugrunde liegen. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als eine andere, am guten Leben für alle orientierte Zivilisation. Es geht um eine grüne Zivilisation. Das ist eine historische Aufgabe.

Das 19. Jahrhundert war das Jahrhundert der Liberalen mit der Herausbildung von bürgerlichen Rechten, die die Einzelnen vor staatlicher Willkür schützen. Es folgte das Jahrhundert der Sozialdemokratie, in dem die Teilhabe an der kapitalistischen Konsumgesellschaft für die große Mehrheit der Bevölkerung ermöglicht wurde. Der Wohlfahrtsstaat war ein großer Fortschritt: Er schuf erstmals eine Mittelschichtgesellschaft, allerdings ohne Bewusstsein für Nachhaltigkeit, Geschlechtergerechtigkeit und internationale Solidarität. Seit den 1980er Jahren das Fundament dieser Mittelschichtgesellschaft durch die neoliberale Politik der Spaltung und der Bereicherung Weniger untergraben. Das Sparpaket 2010 höhlt den Sozialstaat aus und trifft daher die Mittelschicht überdurchschnittlich. Neo-Liberal ist Rück-Schritt zu einer Klassengesellschaft, die Lebenschancen an Besitz und Einkommen koppelt. Die großen ökologischen Fragen werden in Sonntagsreden behandelt, in der politischen Praxis dominiert das unrealistische Ziel, den Status Quo zu erhalten, indem der Wohlfahrtsstaat demontiert wird. Diese Politik ist nicht auf der Höhe der Zeit und steuert auf den Abgrund zu.

Es muss und es wird anders werden. Dafür braucht es eine grüne Bewegung, das ist ihre historische Aufgabe im 21. Jahrhundert. Im Dialog und in vielfältigen Experimenten gilt es, ein neues Zivilisationsmodell zu finden, das klug bestehende Ressourcen nutzt und in solidarischer Weise sicher stellt, dass Überfluss und Mangel gerecht verteilt sind – im Land und weltweit. In dieser, durch engagierte BürgerInnen, zivilgesellschaftliche Organisationen und die Grüne Partei zu schaffenden Zivilisation des 21. Jahrhunderts - einer grünen Zivilisation - wird fairer Welthandel kombiniert mit einer regionalen Kreislaufwirtschaft, die Biolandwirtschaft und hochtechnologisch ausgerüstete Kleinbetriebe stärkt; die Tourismus ohne Fernreisen möglich macht und die Erwerbsarbeitszeit senkt, damit Zeit bleibt für andere notwendige Arbeit. Es gilt, eine Grüne Schule zu bauen, die die Kreativität aller Kinder fördert und sie befähigt, ihr eigenes Leben zu gestalten und einen Beitrag für das Gemeinwohl zu leisten. Diese gesellschaftliche Alternative entsteht nicht am Reißbrett, sie wird nicht mit Gesetzen dekretiert, sondern mit vielen kleinen und großen Experimenten umgesetzt. Sie erfordert Bewusstseinsbildung, konkrete Alternativen und einen großen Horizont. Die Aufgabe grüner Bildungsarbeit ist es, grüne Alternativen zu initiieren, zu begleiten und zu unterstützen.

 

Die Grüne Bildungswerkstatt (GBW) will mobilisieren, die Weichen für Österreichs Zukunft in diese Richtung zu stellen. Politik muss sich ab sofort daran orientieren, ob und wie sie zum guten Leben für alle beiträgt. Deshalb setzt der Jahresschwerpunkt 2011 der Grünen Bildungswerkstatt den Schwerpunkt von 2010 fort: „Gutes Leben für alle!“. 2011 widmen sich die Aktivitäten besonders den Themen Bildung, soziale Gerechtigkeit und Klimawandel/Energiepolitik.

 

 Konzepte, Programme und die Utopie eines grünen Zivilisationsmodells für das 21. Jahrhundert

Es braucht eine grüne Utopie, ein Zivilisationsmodell des guten Lebens für alle, aufbauend auf den Freiheitsrechten der Einzelnen und der Idee des Wohlfahrtsstaats und der mit ihm verbundenen Mittelschichtgesellschaft, in der die Unterschiede zwischen oben und unten nicht größer und größer werden. Es geht also um einen Wohlfahrtsstaat, der verhindert, dass die Gesellschaft auseinanderbricht. Dies war die Grundlage des sozialen Zusammenhalts weiter Teile Europas in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Und es ist der neue Konsens in Ländern des globalen Südens, insbesondere in Lateinamerika. In Europa wird dieser Konsens gegenwärtig aufgekündigt, weshalb in letzter Zeit auch vermehrt ein Plädoyer für eine Mittelschichtsgesellschaft zu hören ist. So stellt die grün-nahe deutsche Journalistin Ulrike Herrmann in „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ fest: „Die deutsche Demokratie beruht auf dem Gründungsmythos, dass sie sich auch ökonomisch für alle auszahlt. Wenn jetzt nur noch die Eliten profitieren, wird damit der bundesrepublikanische Konsens aufgekündigt … Die Deutschen lassen sich daher auf ein gefährliches politisches Experiment ein, wenn sie akzeptieren, dass die Mittelschicht erodiert.“ Dasselbe gilt für Österreich, ja für ganz Europa.

 

In einer grünen  Zivilisation des 21. Jahrhunderts steht die Lebensqualität aller im Vordergrund – ein gutes öffentliches Bildungs-, Sozial- und Verkehrssystem. Es geht um innovative Formen von Bildung, Arbeiten und Leben, in denen nicht Konkurrenz und individueller Konsum, sondern zukunftsorientiertes Lernen, sinnvolles Arbeiten und ressourcenschonendes Leben und Wohnen für alle angestrebt werden.

Im Jahresschwerpunkt 2011 werden Grüne Alternativen erarbeitet, mit dem Fokus auf Bildung, soziale Gerechtigkeit und Klimawandel/Energiepolitik

Die Arbeit an konkreten Konzepten und Programmen in den drei Themenbereichen ist stets verbunden mit der Erarbeitung einer Utopie eines grünen Zivilisationsmodells für das 21. Jahrhundert, folgend einem solidarisch-ökologischen Imperativ: Organisieren wir das Zusammenleben so, dass der Lebensstil der Einzelnen auf diesem Planeten verallgemeinerbar ist, so dass für alle ein gutes Leben möglich ist!

Grüne Konzepte und Utopien orientieren grünes Handeln und entstehen aus der Reflexion über dieses Handeln. Deshalb konzentriert sich 2011 die Konzept-, Programm- und Utopiearbeit auf die Unterstützung und Reflexion konkreter Aktivitäten, Kampagnen und Initiativen in den Bereichen Bildung, soziale Gerechtigkeit und Klimawandel/Energiepolitik. Bildungsarbeit und politische Arbeit im Parlament, auf der Straße und in den Medien wird regelmäßig aufeinander abgestimmt: Grüne BildungspolitikerInnen, FachreferentInnen und ExpertInnen entwerfen mit den BildungsreferentInnen der GBW Konzepte, Bildungsangebote und politische Kampagnen, um Bewusstsein zu bilden, Kräfte zu bündeln und Menschen zu mobilisieren.