Über die GBW
Am 3. Mai 1987, wurde auf dem Kulturgelände Nonntal in Salzburg per konstituierender Generalversammlung die Grünen Bildungswerkstätten offiziell gegründet. Neben der Bundesorganisation (GBW Bund) wurden auch zehn Landesvereine der Grünen Bildungswerkstatt gegründet – ein Verein in jedem Bundesland und ein weiterer Verein für Minderheiten und Migrant:innen, das „zehnte Bundesland“. In der Steiermark behält die Bildungseinrichtung den Namen „Grüne Akademie“.
2020 tritt FREDA – Die Grüne Zukunftsakademie die inhaltliche und bildungspolitische Nachfolge der Grünen Bildungswerkstatt Bund an. Oberösterreich, Niederösterreich, die Steiermark und Wien behalten ihre Bundesländervereine als GBWs.

Das Leitbild der Grünen Bildungswerkstatt Wien orientiert sich an vier Aufgaben:
- Politisierung entlang der Grünen Grundwerte
- Vertiefung politischer Inhalte
- Vermittlerin zu sozialen und politischen Bewegungen und Expert:innen
- Empowerment politischer Arbeit
Die GBW Wien arbeitet mit drei Gruppen besonders intensiv zusammen:
- Grünalternative Aktivist:innen
- Aktivist:innen sozialer und politischer Bewegungen
- Politisch engagierte Menschen
Erziehung zur Freiheit und Mündigkeit kann nicht von oben verordnet werden, sondern jede Person muss sich Wissen und Verständnis selbst aneignen. Gemeinsames Fragen und Nachdenken, Zuhören und Abwägen anderer Meinungen sind Voraussetzung, mit und von anderen zu lernen. Bildungsarbeit hat diese Lernprozesse zu organisieren und die Handlungsfähigkeit der Menschen zu erhöhen.
Die GBW Wien bietet Lernräume an, in denen Aktion und Reflexion gleichermaßen möglich ist. Wissen zu vermitteln und somit zu bilden, dient der persönlichen und gesellschaftlichen Befreiung. Politische Bildung hat darüber hinaus den Anspruch, in politischer Arbeit für eine andere Welt zu münden. Bilden bedeutet Organisieren. Das Bilden von Menschen im Dialog geht Hand in Hand mit dem Bilden politischer Bewegungen. Politischen Parteien kommt hierbei eine wichtige Rolle zu. Die Grüne Alternative entstand wesentlich als eine Partei, deren Wurzeln sich in der Umwelt-, Friedens-, Frauenbewegung und anderen Initiativen fanden. An diese Tradition schließt die GBW Wien an und versteht sich als Teil einer pluralistischen linken Bewegung.
Rückkehr der Atomenergie, Sozialabbau, prekäre Arbeitsverhältnisse, Wohlstandsverlust, Aufrüstung, Krieg als Mittel der Konfliktlösung, immer weitergehende Medienkonzentration, Korruption und illiberale Demokratiebewegungen – in vielen Bereichen driftet unsere Gesellschaft in eine bedenkliche Richtung. Kleine Korrekturen werden hierbei nicht reichen. Vielfach ist ein radikales Umdenken gefragt. Die GBW Wien will beitragen, grüne Alternativen zu ökologischen und sozialen Fehlentwicklungen zu konzipieren und an Umsetzungsstrategien mitarbeiten. Für eine Welt, in der das Gute Leben für Alle das Ideal ist.
Selbstverständnis
Die Grüne Bildungswerkstatt Wien orientiert sich an einem Bildungskonzept, das Theorie und Praxis, Reflexion und Handeln, Form und Inhalt verbindet.
Sie versucht als Dialog und nicht als Einbahnstraße der Belehrung zu organisieren. Sie betrachtet die wesentliche Aufgabe politischer Bildung darin, über die Analyse des Bestehenden hinaus Raum für Utopien zu schaffen. Sie will zu konkretem Handeln anspornen und Werkzeuge dafür in die Hand geben.
Die Verbindung von Theorie und Praxis
Theoriearbeit ist eine wesentliche Voraussetzung für politisches Agieren: Um politisch verantwortlich handeln zu können, braucht es die Auseinandersetzung mit Gesellschafts- und Menschenbildern, mit Konzepten von Macht und Gerechtigkeit, mit gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Zusammenhängen auf lokaler und globaler Ebene. Und es braucht die Reflexion des Erlebens und Handelns im eigenen gesellschaftspolitischen Umfeld. Das gilt für Menschen in politischen Funktionen genauso wie für NGO-Aktivist:innen oder politisch interessierte Nicht-Politiker:innen.
Die Theorie kann als Leitfaden für die Praxis, als Anknüpfung für Reflexion und als Reibungspunkt für das tägliche Tun dienen. Genau dieses tägliche, konkrete Tun wiederum macht aber die Reflexion und die Auseinandersetzung mit der Theorie erst wertvoll. Politisch relevantes Lernen kann daher nur in der Verbindung, in der dialogischen Konfrontation von Theorie und Praxis erfolgen - weder wissenschaftliche Monologe noch das unreflektierte Handeln vor Ort können dies alleine leisten.
Lernen im Dialog
Lernen ist kein zusammenhangloses Ansammeln von Daten und Fakten, sondern kann nur aus dem konkreten Arbeits- und Lebensumfeld heraus erfolgen. Dialog bedeutet die Einbeziehung unterschiedlicher Perspektiven aus diesen Umfeldern, das Infragestellen vermeintlicher Gewissheiten, das Artikulieren eigener und Anhören anderer Positionen, um so gemeinsam ein umfassenderes Verständnis der Welt zu gewinnen.
Im Dialog werden alle in ihren Kompetenzen ernst genommen - sei es wissenschaftliche, politische, berufliche oder alltagsbewältigende. So wird der Dialog für alle Beteiligten zum gemeinsamen Lernfeld. Wir schaffen den Rahmen für einen Dialog zwischen Vortragenden und Teilnehmer:innen, zwischen Theoretiker:innen und Praktiker:innen, zwischen in der Politik Tätigen, WissenschafterI:innen, sozialen und politischen Bewegungen sowie interessierten Menschen außerhalb dieser Milieus.
Wie kommt das Neue in die Welt?
„Eine andere Welt ist möglich.“ – Davon gehen wir aus und das ist Antrieb für das Engagement aller, die wir in unsere Bildungsarbeit einbeziehen und zur Teilnahme daran einladen wollen. Damit stehen folgende Fragen klar im Zentrum: Wie funktioniert die bestehende Welt und was gefällt uns daran nicht? Wie soll eine andere Welt aussehen? Und wie erschaffen wir sie uns?
Diesem Faden folgend, muss politische Bildung immer wieder Prozesse gestalten, die von der Analyse über die Vision zum Handeln führen:
- Die Verbindung von Theorie und Praxis und das Prinzip des Dialogs helfen, zu einer umfassenden Analyse und Verständnis der bestehenden Welt und der eigenen Rolle darin zu kommen.
- Im gemeinsamen Nachdenken, in der kreativen und spielerischen Auseinandersetzung, im Dialog mit Menschen aus verschiedenen Milieus kann es gelingen, das Bestehende in Frage zu stellen, die eigenen Vorstellungsgrenzen zu verschieben und so noch nicht Dagewesenes zu denken.
- Damit dieses Neue wirklich wird und Eingang in die Praxis der Welt findet, muss es ausprobiert werden, damit experimentiert werden, es ausgebaut oder auch wieder verworfen werden – auch das ist Teil politischer Bildung.